Donnerstag, 1. Dezember 2011
Empty Space #3
Das System

...und die Schafe. Die einen beherrschen Manipulation, die anderen... naja, bilden den Rest. Ob regional oder global. Zwischen zwei Menschen, in einer Familie, in dem Biologie-Kurs, in NRW oder Europa. Überall wird manipuliert. Anders könnte man die Welt gar nicht vorstellen, womöglich funktioniert die Welt anders nicht. Und trotzdem ist es unangenehm festzustellen, die eigenen Entscheidungen seien nicht die eigenen.

Gut, wenn die alternative Wahl keine Opfer fordert, akzeptabel, wenn kleine, aber kritisch, wenn man gar keine Wahl hat. Wenn das System schon seit Jahrhunderten ausgebaut ist, perfektioniert und von Menschen angeführt, denen das Wohlergehen Anderer am Arsch vorbeigeht oder denen, die selbst aus dem Dreck nicht mehr herauskönnen. Will man Poker spielen, muss man akzeptieren, dass ein Flush eben besser ist als Drilling. Sicher ist das Mitspielen mit allen vorstellbaren Vorteilen verbunden, genau wie die Ablehnung mit dem Gegenteil.

In einem gar nicht so weit entferntem Land stand eine gar nicht so menschenfremde Herde Schafe auf einer Wiese. Leider bot die Wiese nicht mehr viel an Nahrung, der Bach wurde immer dünner, und außerdem wollten einige Schafe mal eigenen Pferch haben, mit besseren Zäunen umbaut. So sahen sie urplötzlich ein Schild, das den richtigen Weg verkündigte, anscheinend vom Hirt aufgestellt, der schon ahnte, dass die blöden Viecher irgendwann auf die Idee kommen, abzuhauen; und folgten dem angegebenem Weg. Etwas weiter spaltete sich der Pfad, links ging es zu einer üppigen Wiese, rechts zu einem tödlichen Sumpf, glaubte man dem Wegweiser. So gingen die meisten nach links, fanden da eine kleine grüne Wiese, doch kein Wasser, fraßen sich voll und gingen weiter. Nach einiger Zeit mussten sie sich wieder entscheiden, welchem Weg sie folgen. Links sollte es zu einem Bach gehen, rechts zum verwüsteten Plateau. Die Schafe sind doch nicht blöd, schließlich sind sie ja Schafe, keine Ziegen, also gingen sie nach links und kamen zu einem sauberen Bach im Wald, wo sie trinken konnten, jedoch keinen sicheren Platz zum Schlafen hatten - Wölfe sind kein Versicherungsfall. So brachten sie auf und standen zum Abend erneut vor einem Wegweiser. Links sollte es einen Pferch mit einem Nachtwächter geben, rechts das Meer mit messerscharfen Klippen...

Und wer in Mathe-Unterricht in der 5. Klasse aufgepasst hat, weiß, wo man landet, wenn man drei mal nach links abbiegt.

Genau, auf dem Schlachthof.



Freitag, 18. November 2011
Empty Space #2
Der Fall von Tatjana

Es gibt Menschen, die sich so benehmen, als ob sie permanent ihre Tage hätten. Die Sachebene wird verlassen, das Zicken zum Verhaltensmuster ernannt. Dann ähnelt der Mensch einem bellenden Hund, der an dem Fahrradpfosten vor ALDI gebunden ist. Solange man ihm nicht zu nahe kommt, ist man außer Gefahr, jedoch geht das Gebell langsam auf den Senkel, während man auf die Freundin, die "nur kurz Haarspray kaufen" ging, wartet.

Was ist aber, wenn der Hund freigelassen wurde und dich die ganze Zeit in der Schule verfolgt? Er bellt aus Gewohnheit, oft wegen Sachen, die ihn gar nichts angehen und/oder privat sind. Wenn man ihn aber fragt, aus welchem Grund er eigentlich so laut ist, kommt keine klare Antwort, als ob der Hund selbst sie nicht wüsste.

"Mir gefällt es, dich zu ärgern." Nun, abgesehen von der Oberflächlichkeit dieser Ausrede, möchte man fragen, was das Fräulein dazu bewegt, zu glauben, es ärgere mich. Ihre Bemühungen kümmern mich nicht, jedoch gab ich ihr genug Zeichen, damit auch solche "nicht scharfsinnige" Menschen wie sie sie richtig interpretieren könnten. Dass es mich eigentlich einen Scheißdreck interessiert, welcher Meinung sie über mich, meine Schulleistung, meine Tagesordnung, meine Katze und sonst was ist.

Es gibt ja so etwas wie selektive Wahrnehmung. Und es verleiht bei richtiger Anwendung nicht nur Ruhe, sondern auch Spott- und Mobbingimmunität. Man liebt sich mehr als andere, was auch völlig normal ist, und erlaubt es fremden Menschen nicht, seine innere Ruhe zu stören. Somit ist es für Personen, die sich in der Prioritätenliste eines anderen Menschen weit unten verloren haben, etwas schwer, Einfluss zu nehmen und jemanden aus dem Gleichgewicht zu bringen.

Ist es so schwer zu verstehen?



Empty Space #1
Leben ohne Cheats

Als Gamer vergleiche ich oft das Leben mit Spielen und musste wieder einmal den deutlichen Unterschied erkennen.

Als Beispiel nimmt man einen guten Action, von einem Entwickler, der sich keine Fehler mehr erlaubt: perfektes Waffen- und Team-Balancing, gescriptete Szenen und spannende Story, das Aufrechthalten des Spaßpegels während des ganzen Spiels durch Freischalten neuer Features, seien es Waffen, Rüstung, Skills oder Lokationen. Man fängt klein an, aber es geht nur aufwärts. Das Durchspielen ist zu 100% möglich, neue Boni kommen dann, wann es beabsichtigt wird. Und egal, welchen Weg man schlägt, alle haben die gleichen Chancen. Unabhängig von der Start-Lokation, Klassifizierung, Rasse. Und das Wichtigste - egal was man tut - es gibt für jede Aufgabe, jede Quest oder Mission eine Belohnung.

Ist eine einzige Sache davon auch im echten Leben vorhanden? Nein. Man fängt schon mit der Start-Lokation an - Afrika oder Deutschland? Standart-Verteilung der Fähigkeiten - begabt oder behindert? Questbelohnung - etwas Trinkwasser oder 15€ die Stunde? Ops, vom betrunkenen LKW-Fahrer überfahren - Spiel neustarten? Muss wohl, habe keine Saves.

Gerechtigkeit... darum geht's. Gleiche Bedingungen und Möglichkeiten für alle. Sonst vergeht einem die Lust. Für eine MMORPG Pflicht, weil es in der Natur des Menschen liegt, gerecht behandelt zu werden. Und ein damit verbundenes Gefühl, etwas auch gerecht verdient zu haben. Und wenn man sich den Arsch aufreißt, wo der Andere es umsonst bekommt, hat man schon den Wunsch, dem Entwickler einen guten Tritt in die Eier zu verpassen. Umso schwerer haben es die Atheisten, denen der Sündebock fehlt. Dafür gibt es aber die Mitmenschen. Und den Boxsack. Und den kleinen Bruder, der eigentlich eh zu frech geworden ist, also, geschieht es ihm recht. Und diese Pixelhäufchen, die mit dem BFG nur so zum Hackfleisch werden.

Ungerechte Welt, ungerechte Verteilung von Schlechtem und Gutem. Einige müssten sterben, andere auferstehen. Einige verdienten ihr nicht vorhandenes Glück, andere sind verdammte Lucker.

Ein echter Motivationskiller.