Empty Space #4
Menschen und Eltern

Oder sind Eltern auch nur Menschen? War das aber nicht so, die Aufgabe, eigene Kinder zu erziehen, sei die wichtigste im Leben und habe die höchste Priorität? Nein, niemand sagt, man solle das eigene Leben für die Kleinen und nicht ganz so kleinen völlig aufopfern, dennoch sollte man diese goldene Mitte finden, das Gleichgewicht, wo die Wölfe satt sind und die Schafe unversehrt bleiben.

Dafür muss man sich der Erziehung verpflichtet fühlen. Ist das nicht der Fall, hat man dieser Welt das nächste Opfer geschenkt. Das Siebenmilliardenerste. Oder das Zweite. Man lernt selten aus den Fehlern. Hier sollte man zwei wichtige Aspekten beachten, bei denen eben die meisten Fehler passieren. Der erste wäre die Zeugung. Mit 15. Kein Kommentar, meine Herren. Zeigt mir ein fünfzehnjähriges Mädchen, das geistig, finanziell und zeitlich bereit ist, Mutter zu werden. Ach, das Zweite rechts? Sie macht gerade ihren Hauptschulabschluss, lebt bei den Eltern und will diesen Freitag unbedingt mit den Freundinnen zur Disco, wenn es ihr erlaubt wird, kann Linda aus Nussloch jedoch nicht anrufen, weil sie kein Guthaben auf dem Handy hat. So ein Mist, dass sie die Zeitungen nicht mehr verteilen darf, weil sie diese blöden zwei Stapel unter der Brücke liegen lassen hat. Außerdem ist das Mädel doch total verpeilt, ist gerade 15, denkt nur an Partys und Alkohol und hat beinahe vergessen ihre Mutter zum 29. Geburtstag zu gratulieren.

"Aber die deutsche Bevölkerung stirbt aus", sagt der fette Amor und sticht immer wieder mit seinem Pfeil in das Gummi.

Der zweite Aspekt wäre sicher die Überschätzung des eigenen Durchhaltevermögens. Das ist bei dem Aufnehmen der Haustiere auch oft der Fall. Selbst bei den letzteren kann man sehr vieles falsch machen, sowohl durch Tat als auch durch Untat. Die Konsequenzen sind jedoch nicht so schmerzhaft - hat man keinen Bock mehr, einfach die Spritze geben oder abwarten, bis das arme Tier an Altersschwäche stirbt. Bei den Menschenkindern funktioniert es auch hervorragend, nur ist das erste merkwürdigerweise staatlich verboten, das zweite erlebt man einfach selten.

Das endgültige Ziel der Erziehung ist den Bedarf an der Erziehung selbst zu eliminieren.

Dann mach ich doch noch einen Versuch. Diesmal klappt es bestimmt. Ich werde die Fehler nicht wiederholen. Und das Kind als meine eigene Personifizierung auf einer anderen, raffinierteren Weise ausnutzen. Es soll das schaffen, was ich selbst schon immer wollte, dafür aber zu blöd/faul/dumm/bequem/arm war.

Die Kinder sind das Ziel des Lebens, keine Finanzquelle, keine Egoaufwertung, keine Versuchskaninchen, keine zweite Chance, keine Sündeböcke.

Kein Mittel zum Zweck...